Heinrich Plett schrieb 1882 an diese historische Rundschau Ich habe kürzlich einige Briefe meines Urgroßvaters Briefe an eine mennonitische Publikation entdeckt und fand sie ein faszinierendes Fenster in eine Vergangenheit, aus der die meisten Aufzeichnungen zerstört wurden, nachdem Familien entwurzelt wurden. Die Rundschau war eine in den USA ansässige Zeitung, die eine Lebensader für getrennte Mennoniten auf verschiedenen Kontinenten war. Die Briefe werden unten zusammen mit einer kurzen Biographie von Heinrich, Informationen über seine Nachkommen, und ein Foto geteilt. Heinrich Plett (#54349) war Lehrer, Prediger, Heiler, Landwirt und Buchhalter, der von 1850 bis 1934 lebte. Er unterrichtete 33 Jahre lang, von 1872 bis 1908, und wurde bei der 50-Jahr-Feier der Siedlung im Jahr 1922 als dienstältester Lehrer in Sagradovka ausgezeichnet. Anschließend konzentrierte er sich auf den kirchlichen Dienst und schrieb offenbar mehrere theologische Bücher. Er predigte in der Nikolaifeld Mennonitische Kirche und wurde im Jahr 1907 zu ihrem Führer ernannt. Meinungsverschiedenheiten darüber, wie streng die kirchliche Disziplin sein sollte (er vertrat eine gemäßigte Ansicht), führten dazu, daß einige Familien die Kirche verließen und eine neue gründeten, aber das Gemeinschaftsleben ging friedlich weiter. Nachdem die Kommunisten die Religion verboten hatten, wurde das Kirchengebäude zu einem Getreidespeicher. Da die mennonitischen Prediger nie bezahlt worden waren, verdiente Heinrich weiterhin Einkommen von seiner Milchfarm. Als die Farm kollektiviert wurde, wohnte er noch da und wurde Buchhalter für das Kollektiv. Heinrich war auch ein begabter Heiler. Er bestellte Kräuter aus der Schweiz und Österreich für seine Heilmittel. Heinrich hat einmal einen russischen Beamten geheilt, der dem Tode nahe gewesen war. Dieser Beamte der Kommunistischen Partei war so dankbar, daß er versprach, der Familie zu helfen, falls sie jemals in Not sein sollte. Diese Hilfe war für die Familie meines Vaters zweimal von entscheidender Bedeutung: zuerst, als ihnen die Feuerversicherung verweigert wurde, als ihr Haus niederbrannte; und später, als ihnen nach der Geburt der letzten Zwillinge im Jahr 1939 das Babybonusgeld verweigert wurde. Nachdem sie an den Beamten geschrieben hatten, kam das Geld an. Mein Vater, Peter Plett, war beim zweiten Mal 13 Jahre alt: „Zum ersten Mal hatten wir neue Kleider und Bettwäsche, die meine Mutter mit neuem Stoff genäht hatte. Zum ersten Mal hatte ich richtige Schuhe. Neue Schuhe! Wir hatten alle Schuhe. Wir hatten mehr als je zuvor im Kommunismus.” Heinrich hat eine lange Ehe mit Katharina Teske, unserer Vorfahrin, genossen (er erzählt in einem Brief unten über die Familie Teske). Sie hatten zehn Kinder:
Nach dem Tod von Katharina im Jahr 1918 heiratete Heinrich Justina Friesen, eine Witwe von Heinrich Johann Goertzen. Nach Justinas Tod heiratete Heinrich im Jahr 1927 Helena Friesen, eine Witwe von Franz Wiens. Am 8. Dezember 1934, als er 84 Jahre alt war, starb Heinrich friedlich zu Hause in Nikolaifeld, Sagradowka. Nachfolgend finden Sie meine Übersetzungen einiger seiner Schriften zur Rundschau von 1882 bis 1910 mit geringfügigen Änderungen. Diejenigen, die sich für den Originaltext interessieren, können vielleicht die deutschsprachige Version dieses Artikels genießen. Ich bin sehr dankbar für die Hilfe von Freiwilligen bei der Mennonite Historical Society of B.C. beim Auffinden dieser Briefe und anderer Quellen, die unten angegeben sind. - Irene Plett Neujahr 1882 Alexanderfeld, Sagradowka, 6 Januar 1882 (veröffentlicht am 1 Mar 1882) Der Gesundheitszustand ist hier etwas schwankend, vorzüglich leiden Viele an schlimmen Augen, auch werden hin und wieder Leute von heftigen Leibschmerzen ergriffen, welche aber bald wieder vorübergehen. Das Wetter war bis Neujahr ziemlich gelind, doch mit dem 1sten Januar haben wir des Winters Herrschaft durch steigenden Frost und etwas Schnee fühlen dürfen. Heinrich Plett 1899: Suche nach Erben Alexanderfeld, 1 Feb. 1889 (veröffentlicht am 15 Mar 1889) Werte Rundschau: Weil du in so vielen Wohnungen einkehrst, so will ich dir auch etwas auf die weite Rundreise mitgeben. Die Rundschauleser sind hiermit herzlichst gebeten mir durch die Rundschau über folgende Personen Auskunft zu geben: [Anschließend sucht er in Amerika Verwandte des verstorbenen Andreas Unruh von der Krim, für den er als Testamentsvollstrecker fungiert.] Ferner: Wo ist meine Schwester [Aganetha Plett], Witwe Kor. Quiring, resp. ihre Adresse? Ich hätte Dir, liebe Schwester, manches mitzuteilen, wenn ich Deine Adresse wüßte. Meine Adresse ist: Süd-Rußland, Gouvernement Cherson, Post Beresnehowate, Alexanderfeld. Heinrich Plett Anmerkung: Aganetha Plett (#47480) reiste 1876 von Russland nach Philadelphia, Pennsylvania. Sie hatte 13 Kinder mit Cornelius Quiring, der 1888 starb, zwei Monate bevor ihr letztes Kind, Helena, geboren wurde. Aganetha zog nach Saskatchewan, wo sie 1914 starb. 1889: Michael Pletts Erbe Sagradowka, Alexanderfeld, den 7. Oktober 1889 (veröffentlicht am 15 Nov. 1899) Werte Rundschau! Da du ein zuverlässiger Postbote bist und wahrscheinlich auch ein liebe Gast bei meiner Schwester [Aganetha Plett], Witwe Kor. Quiring, in Amerika, bist, so diene dir, liebe Schwester, zur Nachricht, daß unser lieber, alter Vater [Michael Plett], welcher in diesem Jahre im Monate Februar ganz gegen unsern Willen mit vier von unsern Geschwistern nach Ufa zog, dort im Monat September im hohen Alter von über 85 Jahren sanft und selig heimgegangen ist. Friede seiner Asche! Hast du denn den Brief, in welchem ich dir, liebe Schwester, manches von den Beweggründen seines Wegziehens geschrieben habe, nicht erhalten? Weil du denselben nicht beantwortet hast, kann ich annehmen, daß derselbe wohl nicht in deine Hände gelangt ist. Sollen diese Zeilen in deine Hände kommen, so eile und sende mir eine beschäftigte Vollmacht, damit ich deine Person bei der Teilung der kleinen Hinterlassenschaft unsers Vaters vertreten kann. Auch sind die Kinder unserer verstorbenen Schwester Katharina Plett, verehelichte Siemens, hiermit gebeten, ihre Vollmachten an mich zu senden. Meine Adresse ist: South Russia, Gouvernement Cherson, Post Beresnehowatoe, Alexanderfeld. Heinrich Plett Anmerkung: Michael Plett (#47477) lebte von 1814 bis 1899. Er und Maria Ratzlaff hatten sechs Kinder, Katharina, Maria, Aganetha, Heinrich, Johann und Peter Plett. 1902: 25jähriges Jubiläum Alexanderfeld, 20 Apr. ‘02 (veröffentlicht am 4 Jun. 1902) Lieber Freund Wiens! Wie groß ist des Allmächt’gen Güte! — Dank dieser unendlichen Güte unsers h. Vaters wird es uns am 5. Mai dieses Jahres gestattet sein, unsere Silberhochzeit, und am selbigen Tage auch mein 25jähriges Lehrer-Jubiläum (in einem Dorfe 25 Jahre als Lehrer gedient, im ganzen aber schon 30 Jahre) zu feiern. Zu diesem Doppelfeste lade ich Sie, sehr werter Freund, herzlich zu uns ein, um sich mit uns zu freuen und Gott unsern Vater gemeinschaftlich zu loben und zu preisen! Herzlich grüßend Ihr H. Plett Antwort des Editor: Mein herzlichster Glück= und Segendswunsch sei dem lieben Jubelpaare nachträglich gewünscht! Möge der treue Herr besonders die Männer und Frauen, die “ihr Volk lieb haben” uns noch lange erhalten! Meine Gratulation erstreckt sich jedoch nicht allein auf das Jubelpaar, sondern auf das ganze Dorf Alexanderfeld, welches es verstanden hat, seinen Lehrer 25 Jahre lang zu halten. Letzterer Umstand ist nach meiner Meinung auch wohl wert, beglückwünscht zu werden. 1910: Das Teske-Erbe Friedensfeld, Sagradowka, den 5. Juli 1910 (veröffentlicht am 17 Aug 1910) Werter Bruder Fast! Einen herzlichen Gruß der Liebe zuvor. Bitte meinem Schreiben in der werten Rundschau ein bescheidenes Plätzchen zu gewähren. Soeben erhielt ich von unseren Geschw. Heinrich Schröder [von] Terek [Mennonitische Siedlung], einen Brief, in welchem er uns schreibt, daß wir dort in Amerika noch Vettern und Nichten haben, als: Jakob Schmidt, David Schmidt, und noch ein David Schmidt, der Maria Teske zur Frau hat, welche auch unsere Richte sein soll. Ferner schreibt er uns, daß unser Onkel Benjamin Teske, der ein rechter Bruder von unserem verstorbenen Vater, Kornelius Teske, hier in Rußland war, dort in Amerika kinderlos gestorben und ein ziemliches Vermögen hinterlassen haben soll. Die Erben dort in Amerika fassen ihren Teil wohl schon erhalten haben; unseres verstorbenen Vaters Kornelius’ Teil soll aber verpachtet worden sein, bestehend aus 20 Acres Land. Man hat schon durch die Rundschau nach den rechtmäßigen Erben gesucht, was mir leider nicht in die Hände gekommen ist. Nun möchte ich euch, ihr lieben Onkel und Nichten bitten, ich weiß leider eure Adressen nicht, oder wenn euch dieses nicht in die Hände kommt, so sind andere Rundschauleser, die mit dieser Erbschafts-Angelegenheit bekannt sind, hiermit freundlichst gebeten, uns in dieser Angelegenheit einen Liebesdienst zu erweisen in Rat und Tat, wofür wir ihnen allen im Voraus den herzlichen Dank sagen. Unsers Vater Kor. Teske, der ein Bruder zu unserem versstorbenen Onkel Benjamin Teske in Amerika war, ist schon vor acht Jahren gestorben, und hat Kinder hinterlassen, die nun auf sein Erbteil ein Recht haben, Anspruch zu machen. Die Erben sind: 1. Heinrich Teske, welche beide gestorben sind, haben aber Kinder hinterlassen. 2. Johann Teske, 3. Kornelius Teske, 4. Kornelius Richert, verheiratet mit Anna Teske. 5. Heinrich Schröder, verheiratet mit Maria Teske. 6. Joh. De-Jeger, verheiratet mit Susanna Teske. 7. Heinrich Plett, verheiratet mit Kath. Teske. 8. Peter Baier, verheiratet mit Aganetha teske. Also 8 Erben hier in Rußland. Meine Adresse ist: Russia, Post Tiege, Gouv. Cherson, Pred. Heinrich Plett, Friedensfeld. Lieber Br. Plett! Ich stelle deinen Namen heute auf die Liste und erwarte daß du vielleicht monatlich einen Bericht schreiben wirst—bitte. Gruß. Editor. Anmerkung: Dieser Brief füllt wunderbar einen Teil unseres Stammbaums aus, der fehlte oder falsch war. Ich freue mich darauf, im weiteren Verlauf der Forschung mehr über unsere Teske-Verbindungen zu erfahren. Quellen:
Themen: Russland, Mennoniten, Sagradovka, Genealogie, Familie Plett, Familie Teske, Geschichte. Heinrich Plett mit Helena Friesen oder Justina Friesen.
Quelle: Gerhard Lohrenz, Zagradovka, p. 69; von Walter Quiring u. Helen Bartel, Als ihre Zeit erfüllt war (Kanada, 1963 u. 1974).
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WriterIrene Plett is a writer, poet and animal lover living in South Surrey, British Columbia, Canada. Archives
December 2020
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