Jakob bei der Arbeit im russischen Gulag Im letzten Kapitel der Geschichte meines Onkels Jakob Plett, 1943 Flucht nach Deutschland, war die Familie gerade nach Kilometer 15, Wologda, Russland, transportiert worden. Ihre neue Heimat im Jahr 1945 war ein Sklavenarbeitslager (Gulag). Hier bekamen wir Baracken zugewiesen, in denen wir uns niederlassen mussten. In jedem Zimmer standen Stockbetten. Zu essen bekam wir hier fast nichts, obwohl den deutschen Umsiedlern versprochen wurde, dass die Amerikaner sich um ihre Verpflegung kümmern werden. Sie taten dies auch, jedoch wurden die ankommenden Schiffsladungen mit Nahrung von den Russen abgefangen, weshalb wir nichts bekamen. Sehr viele Menschen mussten deshalb vor Hunger sterben. Und so hat ein sehr schweres Leben für uns alle begonnen. Alle Arbeitstüchtigen Personen wie Väter, Mütter und alle jungen Leute wurden zu schwerer Waldarbeit gezwungen. Man musste Bäume fällen, Äste abhacken und verbrennen. Die Stämme mussten dann in 6, 4, und 2 Meter lange Stücke aufgeteilt werden und dann auf Stapeln zusammen getragen werden. Als Werkzeug hatten wir nur Säge und Axt zur Verfügung. Jeder Arbeiter musste täglich eine bestimmte Norm erfüllen. Es waren 3 bis 4 Kubikmeter Holz zu verarbeiten. Wer dieses Soll nicht erfüllte, bekam nur 600 Gramm Brot und sonst nichts mehr. Wir mussten die Arbeit jeden Tag machen. Es war egal ob es regnete, schneite oder ob die Sonne schien. Das Brot wurde vom Bäcker sehr nass gebacken, das es viel Gewicht auf die Wage brachte. Die Beamten, die da waren bekamen jedoch gutes Brot soviel sie wollten und dazu Fisch. Viele Menschen konnten dieses nasse Brot nicht vertragen und bekamen Magenschmerzen davon. Nach einiger Zeit brach auch die Krankheit Typhus bei uns im Lager aus. An Ärzte oder Medikamente war da nicht zu denken. Die Menschen starben dann Massenweise. Jeden Tag wurden aus der Krankenbaracke Leute hinausgetragen und zu dem Friedhof unten am Fluss gebracht. Die Verwandten mussten dann ihre Verstorbenen Angehörigen beerdigen. Viele hatten nicht mehr die Kraft dazu. Sie wurden dann regelrecht verscharrt. Manchmal nur mit 50 cm Erde und Schnee. Der Friedhof befand sich mit der Absicht am Fluss, dass im Frühling bei Hochwasser die Leichen weggeschwemmt werden. Von den 5 Baracken im Sommer blieben dann nur noch 3 Baracken mit Überlebenden übrig. Unsere Familie blieb, Gott sei Dank, von dieser Krankheit verschont. Gott hatte die Gebete, die unsere Mutter für uns Tag und Nacht gebetet hat, erhört. Ich denke mir, dass unsere Mutter oft ihre Portion Brot uns Kindern gab und selbst hungrig zu Bett ging. Oft mussten die Männer und Frauen krank zu Arbeit gehen. Wenn es jedoch nicht ging blieben sie im Bett liegen. So erging es auch meinem Bruder Hans. Er hatte starkes Fieber bekommen und war deshalb nicht in der Lage die schwere Waldarbeit zu verrichten. Jeden Morgen ging deshalb ein Kommandant durchs Lager und schaute nach, we nicht zur Arbeit gegangen ist, um ihm die Tagesration zu streichen. So kam er auch in unsere Baracke und schaute in Zimmer. Er sah meinen Bruder Hans, der durch die Hitze des Fiebers ganz rot war, und fragte ihn, warum er nicht bei seiner Arbeit sei. Hans antwortete ihm, daß er krank sei. Der Kommandant befahl ihm, aufzustehen, Hans stand mit letzter Kraft auf und hielt sich an der Holzpritsche fest um nicht umzufallen. Da kam der Kommandant näher und schlug ihn mit der Faust zu Boden. Wir Kinder weinten alle sehr und hatten Angst, dass er ihm vielleicht noch etwas antun könnte, da er immer eine Pistole mit sich führte. Auch das nahm meine Mutter ins Gebet und Hans wurde wieder gesund um zu Arbeiten. Die Kälte in Sibirien wurde in diesem Winter immer unerträglicher. Die Nahrung die wir zu uns nahmen enthielt so gut wie kein Fett, das für uns Lebenswichtig wäre. So fingen die Leute an, die Habseligkeiten, die sie aus Deutschland mitgebracht hatten, in den umliegenden Dörfern in Brot und Kartoffeln umzutauschen. So ging es. Bis die meisten nichts mehr zum tauschen hatten. Auch wir hatten nichts mehr. Meine Mutter hatte nur noch die Gitarre, die sie nicht hergab. Sie weckte uns jeden Morgen mit Gesang. Sie sagte uns dass der Herr uns ein ewiges Brot geben wird. Es war wie im Traum. Eines Morgen dachte ich, ich bin im Himmel und höre schon die Engel singen. Doch als ich erst richtig erwachte und die Pritschen mit den Lumpen darauf sah, die eigentlich ein Kissen und eine Decke sein sollten, wusste ich, dass wir immer noch im Wald in dieser Baracke sind und der Herr Jesus uns nicht abgeholt hat. Auch in dieser Not verkaufte die Mutter die Gitarre nicht, obwohl eine Frau zu ihr kam und ihr sagte, sie solle doch die Gitarre verkaufen und uns Kinder Brot dafür kaufen. Meine Mutter antwortete ihr, dass in der Bibel ein Vers steht, der besagt, dass der Mensch nicht vom Brot allein Lebt, sondern aus jeglichem Worte Gottes, das aus seinem Munde geht [Matt. 4,4; 5. Mose 8,3] und diese Lieder geistliche Lieder sind, die sie trösten und ihr Mut geben. Auch in dieser Situation versagte meine Mutter nicht und hoffte auf Gott. Die Gitarre wurde nicht verkauft. Sie hatte das vertrauen dass Gott uns durchbringen würde. Viele andere Mütter und ihre Kinder starben, doch uns hat Gott verschont und uns jeden Tag so viel Nahrung gegeben, wie wir zum Überleben brauchten. Einige Zeit später mussten wir wieder umziehen. Es ging noch tiefer in den Wald hinein. Wir kamen an einen kleinen Ort, in dem nur wenige Menschen wohnten. Wir bekamen wieder eine Baracke zugeteilt mit den selben Pritschen wie im alten Lager. Der Winter war eisig kalt. In jeder Baracke gab es nur zwei Öfen. Das Holz brannte kaum, da es nass war. Und wenn der Ofen mal warm war, konnte man sich auch nicht wärmen, da die Wattejacken und Wattehosen, die die Arbeiter zu Arbeiten an hatten, getrocknet werden mussten. Auf wiedersehen Dieser Winter war dann auch der schwerste und letzte Winter für meine liebe Mutter. Im Frühling, im März, starb dann meine geliebte, betende Mutter. Den genauen Todestag weiß ich nicht mehr jedoch kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Meine Geschwister Hans und Anna gingen früh Morgens zur Arbeit. Rudolf, Neta und ich bleiben zu Hause mit unserer Mutter. Etwa eine Stunde nachdem Hans und Anna zur Arbeit gingen rief mich meine Mutter zu sich ans Bett. Sie nahm meine Hand und drückte sie mit letzter Kraft und sagte mir, dass ich schnell in den Wald zu Anna und Hans laufen soll und ihnen sagen soll, dass die Mutter im sterben liegt und sie deshalb schnell nach Hause kommen sollen. Ich fand sie im Wald und wir liefen schnell nach Hause. Meine Mutter machte die Augen noch ein letztes mal auf als wir kamen und sagte zu uns: “Ich muss jetzt sterben. Auf wiedersehen. Nur eins bitte ich noch. Bitte verlasst Rudi und Neta nicht alleine.” Danach starb sie! Nach dem Tod meiner Mutter brachte Hans Rudi und Neta in ein kleines Kinderheim. [Die Zwillinge waren damals fünf Jahre alt]. Jetzt mussten wir unsere Mutter beerdigen. Hans ging zu Vorsteher des Lagers. Er sagte ihm, daß die Angehörigen des Toten dafür zuständig sind. Nun blieb uns nichts anderes übrig, als einen Sarg für unsere Mutter anzufertigen. Als er fertig war, wurde Mutter angezogen und in den Sarg gelegt. Danach wurde der Sarg auf einem Karren aufgebahrt und zum Grab geschleppt. Friedhöfe gab es keine. Jeder durfte seine Toten dort beerdigen, wo es ihm recht war. (Wie schön dürfen wir in unserer Zeit unsere Toten zu Grabe bringen.) Wir kamen an eine Stelle, wo wir sie nun beerdigen wollten. Wir stellten den Sarg auf die Erde und mein Bruder Hans begann damit, das Grab auszuheben. Meine Schwester Anna war dafür zu schwach und wir drei waren noch zu klein. So hob Hans alleine das Grab für die Mutter aus. Er brauchte dabei bis zum Mittag und hatte dabei etwa einen Meter ausgehoben. Da es Frühling war und der Schnee taute, lief das Grab immer vol Wasser. Anna und ich halfen fleißig dabei, das Grab leer zu schöpfen. Dann haben wir Mutter ins Grab hinab gelassen. Doch bis wir es zuschütten wollten war es schon wieder voller Wasser gelaufen. So hatten wir unsere Mutter dort im Wald beerdigt. Wir wussten jedoch schon in diesem Alter, dass unsere Mutter im Himmel bei Jesus ist und das alles sieht, was sie geglaubt hat. Das gab uns Trost in diesen schweren Stunden. So blieben wir von 1947 Vollwaisen. Das Leben war sehr schwer zu dieser Zeit. Gott hat uns jedoch nicht verlassen. Hans und Anna hatten täglich ihre Norm im Wald erfüllt, weshalb jeder auch immer 800 Gramm Brot und ein Päckchen Trockensuppe. So besserte sich das Leben allmählich. (Seite 9 fehlt; während dieser Zeit wird Hans verschleppt.) ...denn das jaulen der Wölfe nicht gehört hatte. Ich erwiderte ihm, dass ich doch so hungrig war und das Brot bekommen werde. Deshalb bin ich weitergelaufen. Er wollte mich nicht mehr zurückgehen lassen. Ich ging dennoch. Unterwegs habe ich keine Wölfe mehr gesehen noch gehört. Gott hat mein Gebet erhört. Anna wird schwächer Danach wurde meine Schwester Anna dann zu schwach für die Waldarbeit. Ihr wurde dann ein zwei Kilometer langer Abschnitt auf den Bahngleisen zugeteilt, den sie vom Schnee sauber halten musste. Bei dieser Arbeit schwitzte sie stark und hatte vor Durst Schnee gegessen und wurde krank. Nach einiger Zeit merkte sie, dass sie immer schwerer atmete. Sie machte sich auf den Weg zu einem Arzt, der 60 Kilometer entfernt war. Nach dem Röntgen teilte ihr der Arzt mit, das sie zu spät gekommen ist. Es haben sich bereit Löcher in den Lungen gebildet. Als sie die Diagnose erfuhr, fuhr sie die 60 Kilometer nach Hause. Wir waren alle sehr traurig, als wir erfuhren, dass sie Todkrank war. Sie wurde nun von der Arbeit befreit. Anna hatte sich schon als junges Mädchen bekehrt. Sie konnte auch Gitarre spielen wie die Mutter und hat dieselbe Gitarre benutzt. Sie sammelte alle Kinder singen und biblische Kinderstunden durch. So lernten die Kindern singen und biblische Geschichten von ihr. So machte es so lange, wie es ihre Kräfte zuließen. Sie wurde immer schwächer und schwächer. Eines Tages musste sie dann ganz im Bett liegen bleiben. Weil sie krank war, bekam sie dann nur 300 Gramm Brot. Genauso viel wie ich. Da war sehr hungrig waren, aßen wir das Brot sofort auf. Somit hatten wir zwei Mahlzeiten nichts zu essen. Weil wir nichts zu essen hatten, wurde sie sehr schnell schwach. Ich versorgte sie bis zu ihrem Tod. Kurz vor ihrem Tod sagte sie zu mir: “Jascha, bring mich noch mal zu dem Arzt Balonin. Vielleicht werde ich noch mal gesund. Ich fühle mich besser.” So geht es manchen Todkranken. Sie fühlen sich vor dem Tod etwas besser. Ich ging dann zu dem Vorsteher des Lagers und bat ihn darum. Er ermöglichte es uns. Wir fuhren dann auf einem Pritschenwagen, der für Holztransporte vorgesehen die 12 Kilometer bis zum Bahnhof. Danach waren es 60 Kilometer mit dem Zug nach Charowsk. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert und musste da bleiben. Ich fuhr wieder zurück ins Lager. Eine Woche später bekam ich ein Telegramm, dass Anna gestorben sei. Ich weinte bitterlich. Sie starb viel zu früh im Alter von 23 Jahren. Ich traf mal in Deutschland einen Mann, der mich fragte, ob ich der Bruder von Anna sei. Er erinnerte sich noch sehr gut an ihre Geschichten dort im Lager. Sie kamen in eine Ortschaft, wo es Versammlungen gab. Dort habe er sich dann bekehrt. Er sagte, “Ich habe mich benutzt, alles deine Schwester Anna mit uns Sonntagsschule gemacht hat.” Jetzt blieb uns nichts anderes übrig, als Anna zu beerdigen. Ich fuhr mit meinen Tante Lena und Emilia ins Gebiet Charowskaja. Es war für mich sehr schön, daß jemand mit mir kam. Dort angekommen sagte der Arzt zu mir, dass er dafür gesorgt hatte, dass wir Anna uf dem städtischen Friedhof beerdigen durften. Er gab uns ein Pferd und einen Wagen. Ich spannte das Pferd vor den Wagen und bahrten Anna darauf und fuhren zu Friedhof. Dort had uns der Friedhofsmeister einen Platz zugeteilt, wo wir Anna beerdigen konnten. Da ich noch klein und zu schwach war, um tief zu graben, habe ich nur einen Meter tief ausgehoben. Wir ließen den Sarg dann hinab und sangen zu dritt ein Lied. Das war die Beerdigung meiner Schwester. Danach fuhren wir nach Hause. Allein überleben Von nun an blieb ich alleine. Ich war 16 Jahre alt. Schulen gab es bis jetzt keine. Doch eines Tages kam eine Lehrerin ins Dorf. Sie hieß Augusta Demitrewna. Sie nahm alle Kinder zusammen und unterrichtet von der ersten bis zu vierten Klasse. Ich kam nur bis zur dritten Klasse. Dann kam der Frühling und ich musste etwas arbeiten, um meinen Hunger zu stillen. Ich bekam eine Stelle als Kuhhirte. 10 Kühe hatte ich nun zu hüten. Jeden Tag bekam ich dann von dem Eigentümer der Kühe Milch und Brot zu essen. Dadurch hatte ich den ganzen Sommer genug zum essen. Wir mussten nun das kommunistische System lernen. Aber wir verstanden bald, was es heißt, so zu leben. Wir haben uns nicht unstimmen lassen, da wir genau wussten, was diese Leute mit unseren Vätern und Müttern getan hatten. Ich musste mich noch einen Winter durchschlagen. So beschloss ich, in die umliegenden Dörfer betteln zu gehen. Da die nächsten Dörfer bis zur 15 Kilometer entfernt waren, machte ich mich früh morgens auf den Weg. Ich musste schnell gehen, da strenger Frost herrschte und ich sonst erfroren wäre. Da ich hungrig war konnte ich nicht arg schnell gehen. Unterwegs überholte mich ein Mann, der ein Jagdgewehr umgespannt hatte. Als er etwa 30 Meter vor mir war, beschloss ich, ihm zu folgen. Ich fühlte mich denn etwas sicherer und brauchte nicht so viel Angst zu haben. Plötzlich drehte er sich um und schoss in meine Richtung. Ich hörte, wie die Schrotkugeln an mir vorbei schwirrten. Ich denke, dass der Herr Jesus seine Hand vor mich gehalten hat, dass mir nicht passierte. Ich verstecke mich hinter einem Baum und wartete etwa 20 Minuten und ging dann weiter. Im Dorf ging ich dann von Haus zu Haus und bettelte. Doch keiner beachtete mich. Ich ging immer weiter, bis mich eine Frau ins Haus ließ. Sie hatte Erbarmen mit mir. Ich bekam zu essen und durfte auch zur Nacht bleiben. Als sie morgens meine Stiefel sah, dass meine Stiefel total kaputt waren, bekam ich Filzstiefel von ihr. In einem anderen Dorf bettelte ich auch und bekam auch einige Stücke Brot. Dies verstaute ich in meinem Säckchen, das ich dabei hatte und machte mich wieder auf den Heimweg. Zuhause teilte ich mir das Brot so ein, dass es mir eine Weile ausreichte. Als ich nichts mehr zu essen hatte, ging ich zu einer Maria Fink. Das war die Mutter von Hans’ Freundin. Sie gab mire dann Brot und eine Tasse Kaffee. Ich war immer sehr schwach, da ich nicht alles bekam, was der Körper brauchte um zu wachsen. Von Fleisch war schon Jahrelang keine Rede mehr. Das letzte mal als ich Fleisch bekam, war, als Hans noch da war. Er arbeitet mit einem Pferd, das schon sehr schwach war und nicht mehr die Karren ziehen konnte. Hans sagte mir, dass wir nun in den Pferdestall gehen werden um Fleisch zu holen. Es war Mitternacht und das Pferd was gestorben. So brachte Hans nach einer Stunde einen Pferdeschinken nach Hause und warnte mich, das Fleisch zu kochen. Wir haben es versteckt. Gern hätten wir es sofort gegessen. Am nächsten Tag kam der Pferdezüchter und wollte sehen, ob es im Haus nach gekochtem Fleisch roch. Erst nach drei Tagen kochten wir das Fleisch und aßen es. Neue forstwirtschaftliche Arbeit Im Frühling stellte mich dieser Meister dann ein als Markierer. Ich musste die Stämme im Wald markieren. So konnte man dann errechnen, wie viel Kubikmeter etwa verwertet werden können. Das war meine Rettung vor dem Hunger. Ich verdiente mir nun 600 Gramm Brot und ein Päckchen Trockensuppe. So kam nach dem schönen Sommer wieder ein kalter Winter. Im Winter fror meine Farbe ein, mit der ich die Bäume markierte. Ich musste die Farbe mit Benzin mischen, um dem einfrieren vorzubeugen. Meine Wattejacke und Hose waren schon ganz von dem Benzin getränkt. Dennoch ging ich immer in die Nähe des Feuers, wo die Waldarbeiter die ¨Aste verbrannten um mich ein wenig aufzuwärmen und auch etwas zu trocknen. Das Thermometer sank in diesem Winter bis auf -40° C. Eines Tages kam ich zu nahe an ein Feuer. Sofort griff das Feuer auf meine Kleidung über. Ich stand sofort in Flammen. Ein Arbeiter der neben mir stand packte mich sofort und drückte mich in den tiefen Schnee. Auch bei diesem Vorfall ist mir nichts passiert. Ich bekam dann eine neue Aufgabe. Ich musste eine Dampfmaschine betreiben, die Strom für Sägen erzeugte. Die Leistung von dieser Dampfmaschine war 60 KW. Damit wurde 8 Maschinen betrieben. Diese Maschine musste ich nun mit Holz beheizen. 4 Kubikmeter Holz wurden pro Tag für diese Maschine benötigt. So begann ich, nur nachts diese Maschine zu beheizen. Das ging zwei Jahre so. Ich kannte mich schon so gut mit der Maschine aus, das ich sie auch am Tage bedienen durfte. Eines Abends hatte ich vor ins Kino zu gehen, um einen Film anzuschauen. Ich schleppt so viel Holz heran, dass es ausreichte. Ich warf in den Ofen etwas mehr Holz herein, dass es für einen längeren Zeitraum reichen würde. Als ich nach dem Film wieder zurück kam, hörte ich schon das zischen des Dampfes. Ich sah, dass der Dampf schon sehr hoch gestiegen war und es zu heiß war. Nach Aussage des Meisters, müsste der Kessel bei solch einem Druck zerreißen. Ich holte sofort die glühende Holzstücke aus dem Ofen und entfernte mich etwa 50 Meter und wartete, bis der Kessel in die Luft geht. Ich betete, daß da nichts passiert und bat Gott um Vergebung, dass ich ins Kino ging. Ich wartete ungefähr eine Stunde und näherte mich dann wieder vorsichtig dem Ofen. Als ich hinein sah, stellte ich fest, das alles wieder auf Normaltemperatur war und in Ordnung war. Da geschah ein Wunder. Ich bat dem lieben Gott um Vergebung, das ich ins Kino gegangen war. Meine Mutter hatte mich gewarnt, noch als sie Lebte, “Jakob, gehe nicht ins Kino, und auch nicht zum Tanzen.” Ich arbeite noch weitere zwei Jahre an dieser Maschine. Nun war ich schon 18 Jahre. - Jakob Plett Dies ist das Ende von Jakobs Bericht. Im Lager heiratete er Emma Pressler und hatte die ersten zwei von neun Kindern. Im Jahr 1957 oder 1958, nach 12 oder 13 Jahren im Gulag, wurden sie freigelassen und nach Kaskelen, Kasachstan, umgezogen. Im Jahr 1981 zog Jakob mit seiner Familie nach Deutschland. Jakob und viele Nachkommen wohnen in der Gegend von Schwäbisch-Gmünd. Jakob und Emma und ihre Familie im Jahr 1969, Kaskelen, Kasachstan
2 Comments
Plett Jakob Jun.
10/10/2020 12:36:11 pm
Liebe Irene!
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10/12/2020 11:04:33 am
Dankeschön, Jakob! Ich bin dankbar, dass Dein Vater mir erlaubt hat, seine faszinierende Geschichte zu teilen!
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WriterIrene Plett is a writer, poet and animal lover living in South Surrey, British Columbia, Canada. Categories
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