Isaak Boleac und Hilda Balkon, um 1953, Vancouver Isaak Boleac (1927-2007) war einer der drei lieben Cousins meines Vaters, die unsere einzigen nahen Verwandten in Vancouver waren, als ich aufwuchs. Er hinterließ einen genealogischen Schatz, der kürzlich von seiner Tochter Esther Wolff entdeckt wurde. Isaak erzählt die Geschichte eines Außenseiters, der von russischen Mennoniten umarmt wurde und dann viele Umwälzungen durchgestanden hat. Kleinere Fehler in dem sauber handgeschriebenen Text wurden korrigiert. Zur besseren Übersichtlichkeit habe ich Überschriften, Aufzählungszeichen und Absatzumbrüche hinzugefügt. Erläuternde Informationen, die nicht im Originaltext enthalten sind, werden in eckigen Klammern angezeigt. Eine englische Übersetzung ist verfügbar. Isaaks Vater, Dimitri Boleac (alias Dumitru Boleacu, Johann Boljak), kam als rumänischer Soldat nach Russland. Nachdem er im Ersten Weltkrieg gefangen genommen worden war, wurde er von den Mennoniten in Friedensfeld, Sagradovka, aufgenommen, wo er ein starker Gläubiger und Zeuge für Christus wurde. Er arbeitete als Böttcher (Faßmacher) und hatte eine große Familie, nachdem er die Tante meines Vaters, Agathe Graewe, geheiratet hatte. Aber Dimitri bemerkte die zunehmende Gefahr in Russland und erhielt die Erlaubnis für die Familie, das Land zu verlassen, um so das Schicksal vieler junger Männer der Siedlung zu vermeiden, die von den Russen verschleppt wurden. Es wäre nicht das letzte Mal, dass die Familie umziehen müsste. - Irene Plett Dimitri und Agathe mit den Kindern Johann, Isaak, Ana und Tina, um 1934, Friedensfeld, Sagradovka den 8.8.1990 Isaak (Fritz) Boleac 2745-164th Str., Surrey B.C. V4B 4Z5 Kanada Möchte versuchen so etwas wie ein Lebenslauf unserer Eltern zusammenzustellen. Es würde leichter sein wenn meine beiden Schwestern, Anna und Tina, die leider noch in Rumänien sind, hier wären. [Mein Bruder] Hans (Johann) der sich 1942 freiwillig zu den Fliegern meldete als wir in Jena (Thüringen) Wagnergasse 17 wohnten, war ja von den Eltern (wegen Kriegseinwirkung) getrennt. Auch ich war von unsere Fam. getrennt nachdem ich 1944 im Feb. einberufen wurde. Die Fragen die wir nicht beantworten oder angeben können und der Einwanderungbehörde wichtig waren, wurden bestimmt von unseren Eltern, zufriedenstellend vor der Einbürgerungsbehörde in Mährisch-Kromau [jetzt Moravský Krumlov, Tschechische Republik] am 21.7.1941, beantwortet. Unsere Grosseltern haben wir (Mutter u. Kinder) leider nicht kennengelernt (Vaters Seite). Vom Grossvater haben wir nicht mal das Geburtsdatum. Sein Name war Ivan (Johann) Boleac(u). Weil er leider ein Sklave des Alkohols war, konnte er sich nicht um die Familie kümmern. Deswegen lebte er nicht lange. Die gute Großmutter, Katherina Boleac(u) geboren in? [Fragezeichen im Original] Fălticeni, Suceava, Rumänien, hatte ein sehr schweres Leben. Kinder:
Großmutter war gezwungen Dimitri wegzugeben, weil aber seine Zwillingsschwester starb, nahm sie ihn schnell zurück. Wegen der grossen Armut hatte Vater nur wenig Schule und war sehr früh auf sich selbst angewiesen. Er erlernte das Böttcher u. Küfer-Handwerk. Durch Kriegseinwirkung des ersten Weltkrieges kam er nach Russland. Er arbeitete bei den Deutschen Mennoniten, die von der Kaiserin Katherina nach Russland gerufen wurden. Bei ihnen kam er zu seinem größtem Erlebnis seines ganzen Lebens. Von einem Kirchlichem Orthodoxen wurde ein Lebendiger, überzeugter Christ. Die erste Frau (geb. Richards) starb Kinderlos. 1924 heiratete er Agathe Gräwe, geb. am 6.4.1904 in Friedensfeld, Ukraine/Russland (deutsche Kolonie Sagradowka). Mutters Eltern:
Am 29.3.1925 wurde [mein Bruder] Johann (Hans) in Friedensfeld, Ukr. geboren. Am 28.5.1927 wurde Isaak [ich] in Friedensfeld, Ukraine, Rußl. geboren. 1928 wanderte Vater mit der Familie nach Süd Sibirien am Fluss Amur, in der Hoffnung unser Leben zu verbessern. Am 6.7.1929 wurde Anna in Schönsee, Sibirien, Russl. [Siedlung Savitaya, Amur] geboren. Vater arbeitete in eine Fischerei die sehr weit von der Familie entfernt war. Wir lebten sehr bescheiden. Vater entschloss sich (wohl 1930) nach Friedensfeld, Ukraine zurückzukehren. Viele waren enteignet, auch Großvater Gräwe. Die Armut war gross. Wir wohnten in einem Häuschen mit Lehmdach. Vater war der Böttcher dieser Gegend. Er fertigte viele Holzgefäße und Fässer an. Am 11.11.1931 wurde Tina (Ekaterina) in Friedensfeld geboren. Nun wurde Vater mit dem Gedanken bewegt, nach Rumänien zu ziehen. Die kommunistische Regierung machte ihm viel Schwierigkeiten. Sie waren den deutschen Mennoniten nicht gut gesonnen. Weil Vater die Rumänische Staatsangehörigkeit hatte, konnten sie ihn nicht halten, doch Frau u. Kinder wollten sie nicht mit lassen. Nachdem wir unsere Lydia begraben hatten, die zuletzt geboren wurde, gelang es uns nach vielen Schwierigkeiten über die Grenze zu gelangen. Wie mir Tante Kath. [Gräwe] Derksen 1989 sagte war es 1935 im Januar, als wir in Rumänien ankamen. Das Mädchen daß dann in Rumänien geboren wurde, blieb nicht lange am Leben. Unser Wohnort war nun Iași, die Hauptstadt von Moldawien. Vater hatte einen jüdischen Arbeitgeber in seinem Beruf. Es ging uns nun schon besser. Vater fand eine deutsch-evangelische Schule u. Kirche. Anna u. ich (Isaak) wurden angenommen. Mutter missfiel die rumänische Sprache. Am 18.8.1938 wurde Daniel geboren, geb. Ort Iași, Moldawien. Darnach zogen wir nach der Dobrogia [Dobruja] am schwarzem Meer. Mutter gefiel es viel besser, nur ein paar Leute im Dorfe Mamuslia [Căscioarele] Krs. Constanța waren nicht deutsch. Vater borgte Geld, machte sich selbständig. Bald waren wir Schuldenfrei. Es ging uns viel besser. Vaters Bruder arbeitete auch in der Werkstatt. Viele Fässer mussten gemacht werden. Dann kam die Umsiedlung aller Deutschen. Vater hieß es willkommen, denn er reiste gerne. Über Belgrad ging es nach Mährisch-Kromau, Krs. Znaim/Niederdonau [jetzt Moravský Krumlov, Tschechische Republik]. Wir landeten nun im Umsiedlungslager. Willie der noch in Rumänien geboren wurde, starb 1940. Der 21.7.1941 war für unsere Familie ein wichtiger Tag. Wir wurden [als Deutsche] eingebürgert. Wilhelm, der schon “unterwegs” war, wurde noch zwei Monate und 23 Tage am 14.10.1941 hier in Mährisch-Kromau, Kreis Znaim/Niederdonau nach der Einbürgerung geboren. Lieselotte wurde am 27.5.1943 in Jena/Thüringen geboren. Peter wurde am 16.11.1947 in Covăsânț im Banat nach der Zwangsweise Verschleppung nach Rumänien, geboren. Die Einbürgerung wurde mir am 20.12.1984 vom Ordnungsamt der Landeshauptstadt Hannover bestätigt. Dieses Schreiben ist in meinem Besitz. Nach der Einbürgerung wurden manche junge Männer zur Wehrmacht einberufen. Vater arbeitete in eine Marmeladenfabrik. Wir hatten kaum Sorgen. Hans war vorübergehend auf dem Lande. Von Mährisch-Kromau, ging unsere Fam. kurz nach Bad Blankenburg durch das Durchgangslager, dann nach Jena/Thüringen. Es wurde unser Zuhause (1941). Wir bekamen das Häuschen in der Wagnergasse 17. Vater arbeitete in der Böttcherei dann beim Saale Bahnhof. Hans arbeitete im Glaswerk Schott u. Genossen [jetzt Schott AG]. Er meldete sich bald freiwillig um zu den Fliegern zu kommen. Überrascht von einem Fliegerangriff Am 27.5.1943 wurde die jüngste Tochter Lieselotte in Jena geboren. Gerade an diesem Tage wurden wir mit Fliegerangriff überrascht. Auch unser Haus wurde beschädigt. Hans (Johann) hatte kurz Urlaub. Hans Plett, der älteste Sohn von Mutters Schwester Anna überraschte uns als deutscher Soldat ganz gewaltig. Vater hatte ihn nicht mehr erkannt. Im Februar 1944 wurde ich (Isaak) einberufen. Ich war gerade mitten in der Böttcher-Lehrlingszeit. Nach kurzer R.A.D. [Reichsarbeitsdienst] und Fliegerabwehr Ausbildung, ging es nach Berlin. Die Eltern besuchten mich kurz im Frühling 1944 bei Halle-Leuna. Es sollten zwanzig Jahre vergehen bis ich sie wieder sehen durfte. Vater wurde beim Fliegerangriff auf Jena verschüttet, kam aber, Gott sei dank, nur mit einer leichten Kopf verwundung davon. Vater sollte noch zum Volkssturm (Notarmee) blieb dann doch davon verschont. Das Ende des Krieges näherte sich. Die Amerikaner besetzten Jena, zogen sich jedoch wieder zurück und ließen die Russen rein. Es war im Jahre 1945. Leider bot sich keine Gelegenheit mehr zu fliehen. Mit wenig Gepäck wurde unsere Familie, ganz gegen ihren Willen, nach Rumänien verschickt. Als sie ankamen hatten sie weder Unterkunft noch Verpflegung. Sie galten als Hitleristen. Sie waren in eine sehr schwierige Lage. Sie wußten auch nicht ob ihre beiden Söhne, die in der Wehrmacht waren, noch lebten. Johann geriet in österreich in russischer Gefangenschaft. Nach 4 ½ Jahren gelang es ihm nach Hannover zu Isaak zu kommen. Für mich war es eine große Überraschung. Die Eltern, die viel für uns gebetet hatten, dankten Gott immer wieder für unsere Erhaltung. Isaak, der zuletzt zu der Division “Theodor Körner” gehörte, geriet im Westen in kurzer Gefangenschaft. Dies war anfang Mai 1945. Noch alle Gefangene wurden wir im Reg. Bezirk Braunschweig, auf den Bauernhöfen verteilt. Wir wurden im Dezember aus dem Heer entlassen (Wolfenbüttel). Bis Ende März [1948] arbeitete ich als Landarbeiter in Schlewecke, Badenstein und Mahlum Krs. Gandersheim. Bis Ende Januar 1949 in Bockenem a/Harz als Böttcherlehrling, dann bis Herbst 1952 in der Kaiser-Brauerei Hannover-Ricklingen. Adresse war: Oberstr. 10a. Familienzusammenführungen Die Eltern und Geschwister in Rumänien mussten immer wieder geholfen werden. Es schien uns in Kanada das Vater zu viel beanspruchte. Auch unser Anfang war nicht leicht. Sie baten immer wieder alles daran zu setzen um ein Wiedersehen im Westen herbeizuschaffen. Sie wurden immer wieder mit Versprechungen abgefertigt. Anträge u. Einreisepapiere mussten laufend neu bezahlt werden. Johann fuhr nach Gronau-Westfalen, heiratete dort und wanderte 1950 nach Kanada. Isaak folgte Ende 1952 und blieb erst mal bei Johann, der schon in Vancouver, Britisch Kolumbien, wohnte. Der Anfang in Kanada war nicht leicht doch es lohnte sich, auszuhalten. 1952 im Feb. versuchten wir beim Bayerischen Roten Kreuz etwas zwecks Familienzusammenführung zu erreichen. Es blieb leider erfolglos. Von den 20 Nachkommen Johanns haben die Eltern nur Dieter, den ältesten Sohn gesehen, der sie besuchte als sie noch am Leben waren. Daniel, der Sohn Isaaks fand nur noch das Grab seiner Großeltern 1989 in Cuvin. Der erste Besuch Isaaks war 1965. Er sah den 18 jährigen Peter zum ersten Mal. Der zweite Besuch war im Sommer 1974. Ein halbes Jahr später starb Vater am 15. Januar 1975 (Fotografie Datum). Mutter war schwach. Sie lebte noch bis 1981, Tina hatte sie treulich versorgt. Johann in russischer Gefangenschaft gab nicht an daß er die Eltern in Rumänien hatte. Konnte sie deshalb auch nicht gleich auf dem Wege als er 1950 entlassen war, besuchen. Er wollte es nicht darauf ankommen lassen. In Ostdeutschland wollte man ihn überreden zu bleiben, doch sein Ziel blieb fest. Er wollte nach Hannover zu Isaak. Erst nach 23 Jahren sah er [Johann] die Eltern u. Geschw. wieder. Im Jahr 1973 besuchte er sie das zweite mal. In Deutschland konnte er Tante Neta, Mutters älteste Schwester, Tante Maria Gräwe, Johann Friesen, [Netas Sohn] Peter Plett in Hochheim[-am-Main] und andere Verwandte besuchen. 1990 im Aug. ist es das dritte Mal daß er in Europa zu Besuch ist. [Jetzt in Rumänien:] Anna ist in Iași mit Michael [Mihai] Acatrinei verheiratet. Sie haben 6 Kinder. Tina ist in Arad mit Abraham [Avram] Popescu verheiratet. Daniel ist auch in Arad, Banat, verheiratet und hat eine Tochter. Wilhelm ist nun in Neuwied. Wir haben gute Hoffnung daß er seine Wohnsitz da haben wird. Unsere Cousine Anna Thiessen setzt sich sehr für ihn ein…. Tante Margarete Buhler in Neuwied u. Tante Katherina Derksen, die Schwestern Mutters sind froh, ihn noch gesehen zu haben. Willie hat ja nun Gelegenheit alle Verwandten in Deutschland zu besuchen und kennenlernen. Die in Kanada haben natürlich auch den Wunsch, ihn zu sehen. 1984 gelang es ihm nicht zu Besuch zu kommen. [Auch in Rumänien:] Lieselotte ist in Arad mit Konstantin Nistor verheiratet. Tochter Camelia[-Manuela] studiert z. Zt. noch Medizin. Peter u. Ana Boleac sind in Arad u. haben vier Kinder. Es sieht sehr ärmlich bei ihnen aus. All die Lieben von denen ich hier schreibe konnte [mein Sohn] Daniel u. ich im Sommer 1989 sehen u. sprechen. Auch Jakob Plett in Schwäbisch Gmünd mit alle seine Lieben. Er ist der Sohn von Mutters Schwester Anna. [Meine Vettern] Peter Plett u. Heinrich (Isaak) Gräwe sind hier bei uns in Kanada. Als mein Sohn Daniel in Rumänien ziemlich erkrankte, sagte ich zu Tina das wir so schnell wie möglich zu Jakob Plett müßten. Wir kamen zu Mitternacht an. Onkel Isaak Gräwe seine Tochter Maria konnten wir in Espelkamp besuchen. Von unseren Eltern fanden wir nur das Grab doch bei Köln u. Saarburg fanden wir Tante Kat. [Gräwe] Derksen u. Tante Gretel [Gräwe] Buhler mit Angehörigen. Es war eine besondere Freude. Schade daß nicht alle Verwandten non Kanada dabei waren. In den vorigen Tagen habe ich manche alte Briefe von den Eltern gelesen. Zum Schluß schreiben sie manchmal: “Sollten wir uns auf Erden nicht mehr wiedersehen, sehen wir uns in der Ewigen Heimat.” Möge dieser Wunsch der Eltern sich nicht nur an unsere Verwandtschaft bewahrheiten, sondern auch an alle die hinzukommen wollen. Isaak Boleac. Isaak mit Maria Graewe und Enkel David in Surrey, B.C., 1983 Isaak und sein Sohn Daniel mit Verwandten in Deutschland, 1989 Stehend: (nicht in Ordnung) Johann Friesen, Daniel Boleac, Abraham Graewe, Walter Bühler, Johann Bühler, Linda Friesen, Maria Friesen. Sitzend: Maria Graewe (Frau von Abraham), Tante Katya (Graewe) Derksen, Isaak Boleac. Nachruf Isaak starb in White Rock, B.C. am 28. Januar 2007. Seine Tochter Esther (Boleac) Woolf verlas seinen Nachruf bei der Beerdigung. Es wurden einige neue Informationen aus unserer Forschung hinzugefügt; übersetzt mit Hilfe von DeepL. Vater wurde am 28. Mai 1927 in Friedensfeld, Sagradovka, Russland, als Sohn von Dimitru und Agathe (Graewe) Boleac geboren. Er war das zweitälteste von 11 Kindern. Die Familie war mehrmals gezwungen, umzuziehen. Sie zogen 1928 nach Sibirien und dann zurück nach Friedensfeld, dann nach Rumänien, Moldawien und Deutschland. Papa ging in die deutsche Arbeitswelt ein, und dann wurde er 1944 im Alter von 16 Jahren nach Berlin zum Wehrdienst gebracht. Er sah schreckliche Dinge im Krieg. Er war bis Dezember 1945 Kriegsgefangener der Amerikaner, dann der Engländer. Während seiner Gefangenschaft wurde er auf Farmen verteilt, um dort zu arbeiten. Nach dem Krieg arbeitete Papa 2 ½ Jahre lang auf einem deutschen Bauernhof. Er sagte, dies sei der beste Ort, weil es immer genug zu essen gebe. Im Jahr 1949 zog er nach Hannover, Deutschland, wo er in einem Baptistenwohnheim für junge Flüchtlinge lebte und als Fassbinder arbeitete. Dort wurde er mit seinem älteren Bruder Johann wiedervereint, nachdem er im Krieg getrennt worden war. Seine Eltern, Brüder und Schwestern wurden nach Rumänien zurückgeschickt. Papas Mutter Agathe riet ihm und seinem Bruder Johann, in Deutschland zu bleiben, weil sie wussten, dass es ihnen ein besseres Leben bringen würde, auch wenn dies die Spaltung der Familie bedeutete. Agathe ermutigte sie auch, nach Kanada zu gehen, wenn sich die Gelegenheit bot. Am 26. November 1952 kam Papa per Schiff auf der S.S. Arosa Kulm nach Kanada. Er wurde von seinem Bruder Johann gesponsert, der bereits in Vancouver war. Johann war am 23. November 1950 eingetroffen. Papa half bei der Gründung der Bethel Pentecostal Church (heute Bethel International Church) in Vancouver. Die Kirche, die 1953 gegründet wurde, konzentrierte sich auf den Dienst die vielen neuen deutschen Einwanderer. Er und Mama (Hilda Balkon) heirateten dort am 27. Februar 1954. Sie hatten sich in Hannover, Deutschland, kennengelernt, aber sie hatte noch eine andere gute Freundin. Die Balkons kamen im April 1951 in Lethbridge, Alberta, an. Als Vater erfuhr, dass Hilda in Kanada und ledig war, begann er ihr zu schreiben. Nachdem sie seinen schriftlichen Heiratsantrag angenommen hatte, kam sie in Vancouver an. Im März 1953 hatte Papa bei Gordon Young, einem Lastwagenanhängerservice in Vancouver, Arbeit gefunden. Im Jahr 1955 konnte er seinen Beruf als Küfer ausüben, zunächst für Sweeney Cooperage und dann für Thomas Adams Distillers. 1957 begann er mit dem Bootsbau bei Northwest Plastics and Shipyard. 1961 begann Papa zwölf Jahre lang in einer Sperrholzfabrik, Evan's Products, und dem angeschlossenen Unternehmen Savona Timber. Im November 1974 begann er 17 ½ Jahre lang als Hausmeister für die Burnaby-Schulbehörde zu arbeiten, bevor er in den Ruhestand ging. Ich (Esther) bin das jüngste von fünf Kindern. Papa fuhr gerne mit uns herum, besuchte Freunde oder ging in Parks, um Mama eine Pause zu gönnen. Kate's Park, Stanley Park und Queen Elizabeth Park waren Lieblingsziele. Er brachte mir das Schlittschuhlaufen auf den Teichen im Queen Elizabeth Park bei. Es machte Spaß, durch die Wege zu laufen, auf denen er den Schnee vom Eis geschaufelt hatte. Seine Hand zu halten, während ich Schlittschuh lief, gab mir das meiste Selbstvertrauen, und ich würde am schnellsten gehen. Papa würde uns auch auf den Berg Seymour bringen, um Schlitten zu fahren. Auch heute noch lieben wir den Schnee. Er nahm uns auch mit, um die Abbotsford Airshow zu sehen, und er fotografierte sogar den Piloten, der den Schleudersitz betätigte, und brennende Düsenflugzeugteile nach einem Flugzeugabsturz 1972. Ab und zu hielt Papa bei Dairy Queen an und kaufte uns Eistüten. Das war ein echter Leckerbissen. Immer, wenn ich ein Dairy Queen sah, hoffte ich, wir würden anhalten. Papa brachte uns allen das Fahrradfahren bei, auch den Enkeln. Er fuhr gerne Rad, auch als er in seinen Siebzigern war. Wir lebten bis 1979 in Vancouver, dann zogen wir nach Surrey. Papa konnte sich seinen Traum vom Bau eines Hauses erfüllen. Papa hat immer gern Dinge gebaut, und er arbeitete auch gern im Freien. Er pflückte Kirschen von wilden Kirschbäumen und kletterte dabei höher, als es irgendjemand wagen würde. Papa konnte alles reparieren. Ich hatte immer eine Liste für ihn, wenn er vorbeikam. Er war immer gerne bereit, jedem zu helfen, sei es beim Reparieren von Sachen, beim Umzug oder beim Autofahren. Papa reiste auch gerne und besuchte seine Familie in Europa vier Mal. Das vorletzte Mal ging er mit seinem ältesten Sohn Dan. Sie kamen zurück, so daran gewöhnt, Deutsch zu sprechen, dass es schwer war, wieder ins Englische zu wechseln. Es bedeutete Papa viel, dass er mit Dan gehen konnte. Als Vater 1992 in den Ruhestand ging, half er Walt und Marcine gerne beim Bau ihres Hauses, beim Aufräumen nach den Handwerken und bei Besorgungen und Gelegenheitsarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits sein fünftes Enkelkind geboren. Er liebte seine Enkelkinder. Als sie noch Babys waren, suchte ich, wenn ich eines von ihnen halten wollte, nach Papa, denn der würde sie haben. Er war immer bereit, sie überallhin mitzunehmen oder bei Mama zu babysitten. Man brauchte nur zu fragen, und schon war er da. Papa genoss es, seine Familie zum Abendessen zusammen zu haben. Wir kamen auch jeden Sonntag als Familie zusammen. Diese Zeiten wurden für ihn sehr wertvoll, als er erkannte, wie sehr seine Familie ihn liebte. Papa war immer stark und fit und sträubte sich gegen einen Arztbesuch. Er benutzte viele Naturheilmittel, um mit den sich entwickelnden Schmerzen fertig zu werden. Als Mama darauf bestand, dass er den Arzt aufsuchte, wurde festgestellt, dass er Darmkrebs hatte, und es war zu spät. Er verzögerte dann die Operation zur Entfernung des Tumors, da es im Juli zu viele wilde Kirschen zu pflücken gab. Er hatte keine Schwierigkeiten, auf Leitern zu klettern, um das reichliche Essen zu bekommen. Sein Chirurg entfernte den Tumor im Oktober, aber es war keine Heilung. Ich konnte Dad oft im Peace Arch Hospital in White Rock besuchen, da ich in der Nähe arbeitete. Das waren wertvolle gemeinsame Zeiten. Papa war keiner, der viel über seine Gefühle sprach, aber er sagte mir, dass er mich sehr liebte. Er teilte auch mit, wie dankbar er für alles war, was seine Kinder für ihn getan haben, während er krank war. Er nahm Mamas Hand und dankte ihr, dass sie sich in dieser schwierigen Zeit um ihn gekümmert hatte. Wir sind sehr dankbar für die Zeit, die wir hatten, um ihm unsere Liebe zu übermitteln. Er hat uns in vielerlei Hinsicht gesegnet. Wir vermissen ihn jetzt schon schrecklich. Esther (Boleac) Wolff Nachschrift: Nachdem Papa gestorben war, hatte Mama einen Traum, dass sie und Papa zusammen beteten, ein tieferes Gebet, als sie es je zuvor mit Papa erlebt hatte. Die Gegenwart Jesu war auf sehr starke Weise mit ihnen. Mama machte sich immer noch Sorgen, wie sie ohne Papa zurechtkommen würde. Sie hatte wieder einen Traum, in dem sie ein helles Licht und einen extremen Frieden erlebte, den sie nicht beschreiben konnte. Sie wusste, dass sie in Gottes Hand war und dass alles gut werden würde. Hilda lebte bis zum 5. Dezember 2014. Sie und Isaak sind auf dem Valley View-Friedhof in Surrey, B.C., begraben. Ihre Nachkommen leben in Britisch-Kolumbien. Isaak und Hilda mit Familie, Weihnachten 2004 Isaak pflückt wilde Kirschen
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WriterIrene Plett is a writer, poet and animal lover living in South Surrey, British Columbia, Canada. Categories
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